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nr. 001 1. märz | 2013

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Wer IST das? | Autofreier Tag in Kampala | Lebende Poeten: Bruno K. Öijer | Just because you're paranoid | Verdacht schafft Vertrauen | Perma-Death | V wie 'V - die ausserirdischen Besucher kommen'

Wer IST das?
New York City
2012 by Kurt Koehler @ realitybroker.org


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Realitybroker-Serie: Human Powered Mobility
Episode 1: Autofreier Tag in Kampala
2013 by Ed Liftpirat @ realitybroker.org

Emsiges Kampala, Uganda - August 2011
2011 by Kurt Koehler @ realitybroker.org
Emsiges Kampala
Ich erinnere mich, einen Grossteil meiner Jugend auf dem Heimweg von der Schule mit Eisessen vor der Bäckerei des Nachbardorfes verbracht zu haben. Im Sommer war es üblich, nicht den Bus zur Schule zu nehmen, sondern die Gelegenheit zu nutzen, ein paar zusätzliche Stunden weg von zu Hause zu verbringen, indem man mit dem Fahrrad zur Schule fuhr. Es gab einen speziell gekennzeichneten Radweg, der durch Felder und Dörfer führte, an einem Friedhof vorbei, kleinen Flüssen entlang und durch die süsslich-schweren Dämpfe einer nahegelegenen Eisteefabrik. Von Zeit zu Zeit konnte man das Röhren vom Mofa eines älteren Schülers hören, der einen mit hoher Geschwindigkeit überholte. Gefährlich war die Strecke nur dort, wo man die grosse Autostrasse überqueren oder sogar ein Stück weit auf ihr fahren musste.

Seit ich in der Stadt wohne, habe ich das Fahrradfahren ganz aufgegeben. Ich beneide zwar die mutigen Fahrradfahrer, die sich durch den dichten motorisierten Stadtverkehr kämpfen, als Fussgänger habe ich aber Angst vor all den rücksichtslosen Radfahrern. Ich weiss, dass ich mit diesem Problem nicht alleine dastehe. Realitybrokers haben unlängst beschlossen, eine Serie über sogenannten Langsamverkehr in städtischen Siedlungsgebieten ins Leben zu rufen. Ich stellte also Nachforschungen über urbanes Fahrradfahren an und stiess dabei auf Berichte vom ersten autofreien Tag in Kampala (Uganda), der am 18. Dezember 2011 abgehalten wurde.

Es heisst, er sei aus einem sogenannten "Cycle for fun"-Anlass heraus entstanden, an dem 10 Frauen und 36 Männer teilgenommen hatten. Diese Gruppierung hat später in einem Zeitraum von weniger als zwei Monaten den allerersten autofreien Tag in der Geschichte Ugandas auf die Beine gestellt. Die Organisatoren bekamen Unterstützung von dem internationalen Netzwerk FABIO, der First African Bicycle Information Organisation, von mehreren lokalen und nationalen Gruppierungen, darunter TAFMOD UgandaTeens UgandaKampala Cycling (dem professionellen Radrennteam der Stadt), sowie von lokalen Behörden wie der Kampala Capital City Authority (KCCA), und sogar dem UNO-10-Jahres-Programm für mehr Strassensicherheit.

Da der Realitybrokers-Korrespondent und Fahrradenthusiast Kurt Köhler zufällig 2011 in Uganda zu Besuch gewesen war, fragte ich ihn, ob er etwas von einer sich herausbildenden lokalen Fahrradbewegung vernommen habe und was er mir über die in Kampala für Radfahrer und Fussgänger herrschenden Bedingungen berichten könne. Er hatte nichts davon gehört, war aber sehr angetan. Er bestätigte, dass eine beträchtliche Anzahl Radfahrer in den Strassen von Kampala unterwegs sei, dass aber Radfahren unter den Einheimischen für eine sehr gefährliche Aktivität gehalten wird - aus gutem Grund: Radfahrer und Fussgänger würden von einer Blechlawine aus Autos und Boda Bodas (Motorradtaxis) an den Strassenrand gedrängt. Kampala, so scheint es, leidet unter denselben Plagen wie die meisten Grossstädte der Welt.

Berichten zufolge nahmen sowohl der städtische Chefplaner, Herr George N. Agaba, als auch der Bürgermeister von Kampala, Herr Erias Lukwago, am First Car Free Day in Kampala teil. Herr Lukwago wurde mit den Worten zitiert: "Wir müssen das Bild verändern, das die Leute vom Fahrradfahren haben." Der nationale Fernsehsender machte eine Volksumfrage, in der sich zeigte, dass eine Mehrheit eine Verbesserung der Bedingungen für Radfahrer und Fussgänger begrüssen würde. Dass 350 Leute auf ihren Fahrrädern durch die abgesperrten Strassen der Stadt fuhren, war ein grosser Erfolg. Die ausführliche Berichterstattung in den Medien führte das Potential einer nachhaltigen Mobilität vor Augen. Die Organisatoren erklärten, der autofreie Tag habe den Beteiligten ermöglicht, ihre eigene Stadt durch eine andere Brille zu sehen.

Amanda Ngabirano vom Organisationsteam wurde mit der Aussage zitiert, dass vom Westen begangene Fehler nicht wiederholt werden dürften. "Schaut man sich die Telefonie an, so sieht man, dass Afrika das Festnetz übersprungen hat und gleich bei den Mobiltelefonen eingestiegen ist. Wir können dasselbe auch in Bezug auf nachhaltige Mobilität schaffen."


Im Dezember 2012 fand die zweite Auflage des Car Free Day Kampala statt.

Quellen

Car Free Day Kampala 2011
http://allafrica.com/stories/201112180087.html
http://www.ecf.com/news/four-fear-free-hours


Weiterer Lesestoff

Car Free Day Kampala 2012 auf Facebook
Dar es Salaam Pedestrian Festival

Radfahren in Kampala - August 2011
2011 by Kurt Koehler @ realitybroker.org
Mountainbiker im hügeligen Kampala


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Lebende Poeten
DIN SKUGGA
Bruno K. Öijer
Schwedischer Originaltext

jag väckte din skugga
jag drog till mej all din grymhet
när jag stängde fönstret inom dej
som alltid stått på glänt
och släppt ut tyngden av andedräkt från alla
som kom dej för nära
även i ditt sätt att strö blomblad för vinden
fanns en frånvaro
och en omärklig köld som långsamt
åt sej i mej och gjorde sej hemmastadd
tills du fått mej att glömma vem jag en gång var
glansen av svarta streck
strålade kring dej som om du ritat
och ständigt fyllt i längs konturen av din själ
tills allt som band och höll dej kvar
gav vika och brask under den vassa spetsen
och jag hade bara dej
jag älskade dej och du gjorde mej ont
du skändade mej
du trasade medvetet sönder mej steg för steg
och ledde mej in i ett sjukt landskap
där all som fortfarande var vid liv
stegrade sej inom mej och drev mej
att samla mina tankar till en grav runt din kropp
och jag ville inte
jag sjönk på knä av förtvivlan
jag höll ditt bortvända ansikte ännu tätare
intill mitt bröst



Öijer, Bruno K. 1995.  Det förlorade ordet. Stockholm: Wahlström & Widstrand
DEIN SCHATTEN
Bruno K. Öijer
Übertragung ins Deutsche: Per Baumann

ich weckte deinen Schatten
ich zog all deine Grausamkeit auf mich
als ich das Fenster in dir zumachte
das immer einen Spalt offen gestanden hatte
und die Schwere des Atems all derjenigen

die dir zu nahe kamen
herausliess
sogar in deiner Art Blütenblätter für den Wind zu streuen war eine Abwesenheit
und eine unmerkliche Kälte die sich langsam
in mich hineinfrass und sich dort einrichtete
bis du mich vergessen liesst wer ich einmal gewesen war
der Glanz von schwarzen Strichen
strahlte um dich herum wie wenn du die Umrisse deiner Seele nachgezeichnet und immer wieder nachgeführt hättest
bis alles was dich zurückhielt
nachgab und unter der scharfen Spitze zerbrach
und ich hatte nur dich
ich liebte dich und du tatst mir weh
du hast mich missbraucht
du hast mich Schritt für Schritt bewusst zerschlissen
und in eine kranke Landschaft geführt
in der sich alles was noch am Leben war
in mir hochstemmte und mich dazu trieb
meine Gedanken zu einem Grab um deinen Körper zu sammeln
und ich wollte nicht
ich fiel vor Verzweiflung auf die Knie
ich drückte dein abgewandtes Gesicht noch stärker
an meine Brust


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Just because you're paranoid
Flugzeug mit Banner
2012 by Expedition I:T:L:I:E @ realitybroker.org

Du weisst noch genau, wie du dich fragtest: Ob es wohl bemannt ist? Und wenn ja, wie sieht der Pilot aus? Stechende Augen und ein vor Wut zitternder Schnurrbart? Oder steckt irgendwo ein 28jähriger Feigling in einem staatlichen Geheimbunker und spielt mit einem Joystick herum?

Dann drehte es plötzlich ab und versetzte sich in Sturzflug, direkt auf dein Wohnzimmerfenster gerichtet. Und du weisst noch genau, wie du dachtest: Hätte ich doch den Kundendienst nicht angerufen 
und den Streit über die unbezahlte Rechnung angezettelt // Hätte ich doch die Kritzelei mit dem wahnsinnigen alten Mann, der auf die Erde herunter scheisst, nicht getweetet // Ich ahnte doch, dass sie mich auf die Liste setzen, weil ich mich der Nachbarschaftsbürgerwehr nicht angeschlossen habe.



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Verdacht schafft Vertrauen

Suspicion breeds confidence
2012 by Expedition I:T:L:I:E @ realitybroker.org
"Verdacht - ruf an!" Zürich, Dezember 2012


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Perma-Death
Am 12. Dezember 2012 konnte man an Bord der S6 Richtung Zürich zwei junge Männer angeregt das Für und Wider von Permanent Death diskutieren hören. Unser heimlicher Lauscher brauchte einen Moment, bis ihm klarwurde, dass es sich hierbei nicht um eine Debatte über den Wahrheitsgehalt von religiösen Schriften handelte, sondern um Computerspiele.

Perma-Death, wie es abgekürzt heisst, steht für eine Alternative zur weitverbreiteten Praxis, eine gefallene Spielfigur wiederbeleben zu lassen, damit ein Spiel weitergehen kann. Teenager Nr. 1, ein vehementer Verfechter der Figurenwiederbelebung, argumentierte, es sei verdammt ärgerlich, den ganzen Abend in ein Spiel zu investieren, nur um dann zehn Pixel vor dem Portal zu Level 5 in eine versteckte tödliche Fallgrube zu stürzen.


Schluck.
2012 by Expedition I:T:L:I:E @ realitybroker.org



Nochmals schluck.
2012 by Expedition I:T:L:I:E @ realitybroker.org
Teenager Nr. 2 argumentierte ebenso leidenschaftlich für Perma-Death, weil die Figurenwiederbelebung den Entscheidungen des Spielers jegliche Bedeutung nehme, was Computerspiele auf eine allenfalls unterhaltsame Art des Zeittotschlagens reduziere.

Da klingelte das Mobiltelefon von Teenager Nr. 2. Nachdem er dreimal den Satz "Ja, Schatz" wiederholt hatte, legte er auf und warf ein neues Thema auf: Wie reagieren, wenn sich die Freundin mit der eigenen Mutter verbündet?


Mehr über Perma-Death > hier



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V wie 'V - die ausserirdischen Besucher kommen'
2012 von Kurt Köhler @ realitybroker.org

UFO-Invasion
2011 by Kurt Koehler @ realitybroker.org
Sie sind hier.





















Bist du ein Ära-Snob? Gibst du dir beim Anschauen von alten Sci-Fi-Streifen Mühe, der Storyline zu folgen, oder ereiferst du dich bloss über die Altbackenheit, indem du denkst: "Dieser Streifen ist eine Ausgeburt der Sechziger / Siebziger / Achtziger Jahre! Wie naiv muss ein Filmemacher denn sein, um Aliens in denselben Klamotten rumlaufen zu lassen, die gerade in Mode waren, als der Film gedreht wurde?"

Falls deine Gedanken dem letzteren Typ zugerechnet werden müssen, dann bist du ein Ära-Snob. Und seien wir doch ehrlich: Wir sind alle ein wenig ärasnobistisch. Wir belächeln die kugelförmigen Möbel an Bord von Raumschiffen in praktisch jedem Science-Fiction-Film der 1960er Jahre. Wir lachen uns kaputt über die Rollkragen und die braunen Polstermöbel in Flucht ins 23. Jahrhundert (1976!). Und wir können es kaum fassen, dass man tatsächlich geglaubt hat, Computer würden die nächsten 500 Jahre ohne jegliche Intonation sprechen (mit der berühmten Ausnahme des HAL 9000 aus dem Film 2001: Odyssee im Weltraum [1968], der mit einer fast schon unheimlich menschlichen Stimme versehen wurde).

Einigen Sachen kommen wir aber nicht sofort auf den Grund: Zum Beispiel, warum es seltsam anmutet, dass so mancher Apparat, der in älteren Science-Fiction-Filmen zur Anwendung kommt, so unpraktisch kastenförmig, monolithisch gestaltet ist und dass das Design so bemüht ist, das chaotische Innenleben mit all den Drähten und Chips zu verstecken  (Teilerklärung: Durchsichtige Computer und Fernbedienungen setzten sich erst in jüngster Vergangenheit durch - vorher bedeutete futuristisch, dass dem Durchschnittskonsumenten der Einblick in die innere Zusammensetzung komplexer Technologie vorenthalten werden muss).




V - the original series (1983) - part 2
Source: V (1983) by Kenneth Johnson Productions
Mode vom Sirius: Diana und Mitaliens






































V - Widmung an weltweite WiderstandskämpferInnen
Source: V (1983) by Kenneth Johnson Productions
Widmung an alle Widerstandsbewegungen












Wusstest du, dass 'V' zuerst als Serie über stinknormale irdische Faschisten konzipiert war? Wir Science-Fiction-Fans können uns zwar glücklich schätzen, dass daraus schliesslich doch etwas Ausserirdisches wurde, aber sollten wir nicht auch dafür dankbar sein, dass sie daraus nicht einfach einen weiteren Film der Sorte "Tag der offenen Tür beim UFO um die Ecke" gemacht haben?

Aber lassen wir das Politische mal beiseite. Wer würde denn nicht gerne einmal an einem Rundgang in Dianas Mutterschiff teilnehmen? Die schlechte Nachricht zuerst: Ihr über L.A. schwebendes Raumschiff hat es nie gegeben, nicht einmal 1983. Doch die gute Nachricht ist: Tatsächlich landete eines ihrer Raumschiffe in den späten 1960er Jahren in Montréal (Kanada) und wurde später in ein Olympia-Stadion umfunktioniert. Ich empfehle wärmstens einen Spaziergang um diesen  leicht heruntergekommenen architektonischen Koloss. Wirf einen Blick durch die getönten Scheiben und geniess den Schauer, der dich ergreift. In der angrenzenden ehemaligen Fleisch- verarbeitungsanlage der Ausserirdischen haben sie sogar eine feine Ausstellung über die wichtigsten Ökosysteme der beiden Amerikas eingerichtet. Ein Erlebnis für die ganze Familie.




ANHÖREN:


Titelmusik von 'V: Die ausserirdischen Besucher kommen II' (1984)

DURCH 'V' INSPIRIERTE MUSIK:

Science Frontiers - Red Dust (2012)



In der unvergesslichen Fernseh-Miniserie 'V' (die Rede ist hier vom Original von 1983/84 und nicht vom CGI-überladenen Remake aus dem Jahr 2009), tauchen 50 fliegende Untertassen uneingeladen über den grössten Metropolen der Welt auf. In der ersten Episode macht ein Einwohner von Los Angeles, gespielt vom Schauspieler Hansford Rowe, einen denkwürdigen Ausspruch: "How can it just hang there?" ("Wie kann das Ding einfach so in der Luft hängen?")

Diese Aussage ist deshalb von Interesse, weil wir auch 30 Jahre nach der Erstausstrahlung der Serie noch immer das Staunen über das lautlose Schweben des riesigen Raumschiffs nachempfinden können, vermutlich weil die Menschheit trotz unleugbaren technologischen Fortschritten es noch immer nicht schafft, eine fünf Kilometer breite Metallscheibe an den Himmel zu nageln.
 
Man kann Science-Fiction-Filme, 
die mehr als 20 Jahre auf dem Buckel haben, auf zwei Arten schauen. Entweder lässt man sich von der Geschichte packen, wie wenn es ein Produkt aus der Gegenwart wäre, oder man beschränkt sich darauf, sich über die primitiven Spezialeffekte und die schreckliche Kostümierung lustig zu machen.




V - the original miniseries (1983) - part 1
Source: V (1983) by Kenneth Johnson Productions
"
Wie kann das Ding einfach so in der Luft hängen?"





































Deine herablassende Behandlung der Vergangenheit ist in Ordnung, solange du nicht denkst, dass sie im Jahr 2040 nicht über unsere heutigen Science- Fiction-Streifen lachen werden.


Doch zurück zu 'V'. Wie sehr ist diese Serie ein Produkt von 1983? Klar, man könnte die scharfkantigen Alien-Uniformen erwähnen, die verdächtig nach etwas aussehen, das in ziemlich jedem Musikvideo dieser Ära getragen wurde (beachtenswert ist jedoch, dass Santigold noch 2009 einen möglicherweise von 'V' beeinflussten Catsuit trug!). Und natürlich ist die Föhnmähne von Alienkommandantin Diana (die von Folge zu Folge abenteuerlicher auszufallen scheint) ein verräterischer Hinweis auf ein schon lange verblichenes Zeitalter. Aber verfolgst du überhaupt die Handlung? Ist dir womöglich entgangen, dass die Strategie der ausserir- dischen Besucher ja gerade darin bestand, sich den Erdlingen optisch anzugleichen? Wenn du Anfang der 1980er Jahre auf der Erde ankommen würdest und verbergen müsstest, dass du in Wirklichkeit ein unbehaartes Reptil bist, würdest du dann nicht auch ein wenig Zeit ins Toupieren deiner Perücke investieren?

Gewiss, in mancherlei Hinsicht ist das 'V'-Original ein Kind der Achtziger Jahre. Muss das nun aber einen Zuschauer aus dem 21. Jahrhundert zwingend davon abhalten, sich mit der Handlung auseinanderzusetzen? Ich möchte behaupten, dass die Geschichte in 'V' - im Gegensatz zu manch anderem Science-Fiction-Plot jener Ära - einiges mehr ist als nur ein Vorwand, den Zuschauer mit verblüffenden Artefakten aus der Schmiede eines kreativen Requisitenherstellers zu beeindrucken. Die Macher von 'V' waren sich der Andersartigkeit ihrer Produktion durchaus bewusst
. In der ersten Folge beschreibt ein Nachrichtensprecher das Innere des ausserirdischen Mutter- schiffs wie folgt: "Für diejenigen unter uns, die an Filme wie Unheimliche Begegnung der dritten Art oder an Darth Vaders futuristischen Sternen-Zerstörer gewohnt sind, waren die ersten Eindrücke, die wir vom Raumschiff bekommen haben, etwas unerwartet, ja sogar enttäuschend. Keine fantastischen Lichtwände oder andere Dinge, die ein Science-Fiction-Fan erwarten würde. Die Kommandobrücke sah eher aus wie das Hangar-Deck eines irdischen Flugzeugträgers."

Ich behaupte weiter, dass die Einzigartigkeit der Serie 'V' darin besteht, dass sie nicht in erster Linie von einer interplanetarischen Begegnung und von den erstaunlichen kulturellen und anatomischen Unterschieden zwischen Erdlingen und Sirianern handelt, sondern die Geschichte einer schleichenden Machtergreifung durch Faschisten erzählt. Die Ernsthaftigkeit dieses narrativen Überbaus ist wohl dafür verantwortlich, dass 'V' noch ein paar weitere Jahrzehnte frisch bleiben wird. Sie lässt den Zuschauer grosszügig über all die Schulterpolster und Föhnfrisuren hinwegschauen.


































UFO ist gelandet  
2012 by Kurt Koehler @ realitybroker.org
Montréal, Kanada: Früher Mutterschiff, heute Olympiastadion
  
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